25.09.2024 - TalentTage Ruhr: Tag 1
Praxisnahe Einführung in die Themen KI und Robotik
Gesichtserkennung, Navigationssysteme, selbstfahrende Autos – Künstliche Intelligenz steckt heute nahezu überall. Aber wie funktioniert sie eigentlich überhaupt? Welche Grenzen gibt es? Schüler:innen der Klasse 3b der Josefschule Essen-Horst erlebten heute im Rahmen der TalentTage Ruhr eine spannende Reise in die Welt der Künstlichen Intelligenz. Die Veranstaltung „Thema MINT: Robotik trifft KI“, organisiert von der Junior-Uni Ruhr, gab Kindern die Möglichkeit, Fragestellungen rund um KI und Robotik zu erkunden und dabei spielerisch zu lernen.
Anke Hötzel, Veranstaltungsleiterin, erklärt: „Je früher wir Kinder, vor allem Mädchen, für Technik begeistern, desto eher entwickeln sie das Gefühl: „Das ist etwas für mich.“
Der theoretische Einstieg vermittelte zunächst ein grundlegendes Verständnis von KI. Workshopleiterin Alina Kasper, stellte den Schüler:innen Fragen wie „Was ist KI?“, „Wo begegnet sie uns?“ und „Welche Gefahren bringt sie mit sich?“. Besonders beeindruckend: Wie schnell die Kinder die ethischen Aspekte erkannten und dabei kritisch hinterfragen: „Der Unterschied zwischen Menschen und KI? Ganz klar: KI hat keine Gefühle.“ Auch Themen wie „Fake News“ und die potenzielle Manipulation durch KI wurden lebhaft diskutiert.
Nach dem theoretischen Teil ging es mit voller Energie in die Praxis: Die Kinder arbeiteten in Gruppen mit Tablets, auf denen sie Bilder von Fischen auswählten, um der KI beizubringen, welche Merkmale ein Fisch hat. Die Begeisterung war groß, als die KI immer „schlauer“ wurde und die Kinder dabei halfen, sie weiter zu „unterrichten“.
Im abschließenden Teil ging es kreativ weiter: Die Schüler:innen bauten in Kleingruppen Lego-Modelle und programmierten diese anschließend, so entstanden in kürzester Zeit fahrbare Lego-Autos, die im Flur zu einem spannenden Wettrennen antraten. Auf die Frage, was ihnen an der Veranstaltung am besten gefallen habe, antworteten Emma (8) und Mara (8) begeistert: „Es war richtig toll, mal etwas anderes zu machen als Fernsehen zu schauen. Mit Lego und Technik zu bauen, macht einfach mehr Spaß als nur mit dem Tablet zu zocken.“
Benedikt, ebenfalls 8 Jahre alt, fügte hinzu: „Ich habe schon viel über KI gehört, aber heute noch einiges dazugelernt, vor allem, dass KI nicht immer zuverlässig ist.“
Wozu brauchen wir Tunnel? Einblick in die Welt der Geotechnik
Vom Autobahntunnel bis zur nächsten U-Bahn-Station – Tunnel sind in unserem Alltag eine Selbstverständlichkeit. Doch wie entstehen diese Bauwerke und wie werden sie instandgehalten? Das haben Schüler:innen des Gymnasiums Holthausen in Hattingen heute im Rahmen der TalentTage Ruhr erfahren. Am zdi-Zentrum mint4u an der Hochschule Ruhr West in Mülheim erhielten sie einen Einblick in die Welt der Geotechnik und in den Beruf von Bauingenieur:innen. Der Naturwissenschaftskurs informierte sich über Tunnelbauverfahren und die Bedeutung von unterschiedlichem Baugrund. „Wir nehmen zum ersten Mal an den TalentTagen Ruhr teil und erhalten hier Eindrücke, die man sonst nicht erhält“, erzählt die Physik- und Chemielehrerin Sabine Schmidtseifer-Sürig. Sie ist immer auf der Suche nach einer Gelegenheit, ihre Schüler:innen im MINT-Bereich zu fördern.
Ihre 10. -Klässler:innen lernen heute u.a., was es mit den Begriffen „Bergmännischer Vortrieb“, „Ortsbrust“ und einem „Lafettenbohrgerät“ auf sich hat. Außerdem erfahren sie, wie wichtig es ist, im Tunnelbau schrittweise vorzugehen und entstandenen Hohlraum vorläufig zu sichern. „Sonst brechen Steine nach“, wissen die Schüler:innen. Der entstandene Druck sorgt dafür, dass sich der Tunnel verformt und wieder verschließt. Mithilfe von Beton kann dies vermieden werden.
Im Anschluss besichtigten die Schüler:innen einen Tunnel in ihrer unmittelbaren Umgebung, die U-Bahn Haltestelle „Schloss Broich“ in Mülheim an der Ruhr. Betram Gröpper, Mitarbeiter bei der Ruhrbahn, erklärt den Jugendlichen, dass Instandhaltung bestehender Tunnel ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit ist. „Ein Bauingenieur muss sich seiner Verantwortung bewusst sein“, berichtet er. Ihm ist es wichtig, auch junge Frauen für einen Beruf zu begeistern, der so viel Handlungsspielraum und Perspektiven bietet. Sabine Schmidtseifer-Sürig freut sich, dass sie auf die TalentTage Ruhr aufmerksam geworden ist und ihren Schüler:innen so Berufe im MINT-Bereich näherbringen kann.
Ausbildungsberufe und Talente entdecken bei KÖTTER
„Ich habe gelernt, wie man zwei Kabel miteinander verlötet – das war super spannend und hat echt Spaß gemacht“, erzählt Amina, die an der Veranstaltung „Ausbildungsberufe kennenlernen: Deine Stärken und Talente!“ bei der KÖTTER GmbH & Co. KG teilnahm. Im Rahmen der TalentTage Ruhr erhielten 30 Schüler:innen der Helmut-Rahn-Realschule in Essen und der Realschule Stadtmitte in Mülheim die Gelegenheit, sich in unterschiedlichen Berufen auszuprobieren. Nach einer spannenden Einführung in das Unternehmen und seine Karrieremöglichkeiten wurden die Schüler:innen in Kleingruppen aufgeteilt und durchliefen sieben Stationen, an denen unterschiedliche Berufe aus den Bereichen Kaufmännisches, Technik, IT, Sicherheit und Handwerk vorgestellt wurden. Besonders beeindruckend: Die Stationen wurden von den Kötter-Azubis selbst betreut, was einen authentischen Austausch auf Augenhöhe ermöglichte.
„Ich weiß jetzt, wie eine Bewerbungsmappe richtig aufgebaut sein muss und habe sogar gelernt, einen Reifen zu reparieren“, berichtet Youssef begeistert. Für Kathrin Kerkmann von Kötter war die Veranstaltung ein voller Erfolg. Während die Schüler:innen anfangs noch schüchtern waren, wurden sie im Laufe des Tages mutiger und stellten viele Fragen. „Unsere Teilnahme an den TalentTagen Ruhr hat bereits zu Praktikumsanfragen und sogar Bewerbungen für Ausbildungsberufe geführt hat“, erzählt die Personalerin.
Physiotherapie hautnah erleben!
Von passiven Bewegungen bis hin zur Vertrauensübung – 15 Schüler:innen des Lippe-Berufskollegs in Lünen durften heute in der ganzheitlich orientierten Physiotherapieschule in Bergkamen verschiedene Übungen ausprobieren. Angeleitet wurden sie dabei von den Schüler:innen selbst. In der Vertrauensübung sollten potenzielle Patient:innen mit geschlossenen Augen durch Anweisungen und Berührungen sicher durch Räume geleitet werden. Dozent Jens Tholm gab hierzu wichtige Hinweise und Denkanstöße: „Wie fasse ich einen Patienten denn richtig an?“ Die 17-jährige Lena vom Lippe-Berufskolleg weiß: „Bei der Vertrauensübung muss man die eigene Sicherheit an den Patienten weitergeben.“ Sie ist sich noch nicht sicher, ob sie Physiotherapeutin oder Erzieherin werden möchte. Der 22-jährige Remigiusz Lisowicz hat sich bereits entschieden: Nach seiner Ausbildung zum Metallbauer, kam er schnell an seine körperlichen Grenzen und orientierte sich um.
„Der Beruf der Physiotherapeuten interessiert mich, weil ich meinen eigenen Körper besser kennenlernen möchte. Ich möchte wissen, warum ich hier und dort Schmerzen habe“, so Lisowicz. Die Veranstaltung machte deutlich, wie vielseitig das Berufsbild ist und welche Perspektiven es bietet. Die schulische Ausbildung wird mittleerweile komplett vom Land übernommen. „Der Fachkräftemarkt ist bei uns leider nicht gesättigt“, so Tholm. Dieses Jahr ist er mit 34 Schüler:innen ins Semester gestartet, eine sehr gute Zahl.
Technik und Handwerk auf dem ehemaligen Zechengelände
Im Ambiente einer ehemaligen Zeche in Handwerkstechniken wie Holz- und Metallarbeiten hineinzuschnuppern – das konnten Schüler:innen in Kamp-Lintfort. Bei der Veranstaltung „Technik und Handwerk“ des Schirrhofs, der Stadtwerke und des GreenFabLab gewannen Jugendliche unterschiedlichste Eindrücke und probierten sich in traditionellen und zukunftsweisenden Bereichen praktisch aus. Sie arbeiteten mit Holz, druckten ihre eigenen Sticker, besichtigten ein Wasserwerk und schlüpften in die Rolle eines Bergmanns. Die 11-jährige Nigeline von der Justus-Liebig-Schule in Moers zimmerte gemeinsam mit ihren Mitschüler:innen Holzbänke aus Paletten und fühlt sich in ihrem Wunsch, Ingenieurin zu werden, bestätigt. Für den Bau wurden die Paletten zunächst richtig ausgemessen und geschnitten. Marie hat gelernt, „wie man richtig schleift“ – und ist sichtlich stolz darauf.
Der 15-jährige Luca von der Europaschule Kamp-Lintfort fand die Führung durch das Wasserwerk spannend – insbesondere die Pumpen und die Technik, die dahintersteckt. Im FabLab der Hochschule Rhein-Waal wurde so konzentriert gearbeitet, dass Lehrer Beck von der Europaschule Kamp-Lintfort, fasziniert war: seine Schüler gestalteten am Computer Sticker, die hinterher ausgedruckt wurden. Elmin hat sowas zum ersten Mal gemacht und freute sich, einfach mal kreativ sein zu können. „Alles in allem eine gelungene Veranstaltung“, resümiert Kerstin Franz von der TalentMetropole Ruhr, die die Veranstaltung für die TalentTage Ruhr besuchte.