26.09.2024 - TalentTage Ruhr: Tag 2

Vom Sozialen Kompetenztraining auf dem Bolzplatz über den Einblick in eine Schmiede bis hin zur praktischen Arbeiten in der Zentralwerkstatt – am zweiten Tag der TalentTage Ruhr standen soziale und gesellschaftliche Fragestellungen sowie Berufsorientierung auf dem Programm.

 

Soziales Kompetenztraining auf dem Bolzplatz

Dass man auf dem Bolzplatz mehr als nur Fußball trainieren kann, haben heute die Schüler.innen der Malteserschule in Gelsenkirchen erfahren. Im Rahmen der TalentTage Ruhr nahmen sie am Sozialen Kompetenztraining von „Schalke hilft“ teil und übten ihre Kommunikations- und Teamfähigkeit.

In der ersten Übung ging es darum, sich in einer Gruppe richtig zu sortieren und aufzustellen: nach Namen in alphabetischer Reihenfolge, nach Geburtsdatum, Haarfarbe und Schuhgröße. Hier war nicht nur Schnelligkeit gefragt, um gegen die gegnerische „Mannschaft“ zu gewinnen. Denn während sich äußere Merkmale wie die Haarfarbe oder Schuhgröße schnell bestimmen lassen, ist für die Sortierung nach Alter der gegenseitige Austausch erforderlich – und der fällt nicht allen 7. Klässler:innen leicht. „So ein Sozialtraining hat für uns eine besondere Relevanz“, berichtet Lehrerin Verena Masuhr von der Malterserschule, einer Förderschule mit den Schwerpunkten Lernen und emotionale und soziale Entwicklung. „Gerade Anfang des Schuljahres nutzen wir solche Angebote besonders gerne zum Teambuilding, wir haben jetzt auch einen neuen Mitschüler dabei.“

Nach der Aufwärmübung in sozialer Interaktion wurde die Teamfähigkeit der 12-13-Jährigen auf die Probe gestellt. Auf dem Fußballplatz wurde ein Slalomparcours aufgebaut, an dessen Ende sich ein Tic-Tac-Toe Feld befand. Die Aufgabe: Den Ball abwechselnd durch den Parcours dribbeln und dann ein Leibchen in der richtigen Farbe strategisch klug auf dem Spielfeld platzieren. Team „Rosa“ und „Team Blau“ gaben alles und lernten schnell, dass hier nicht nur Erfahrung auf dem Fußballplatz und Schnelligkeit von Vorteil sind. Trainer Richard Weber erinnerte die Schüler:innen immer wieder: „Denkt dran! Kommunikationsfähigkeit. Wie könnt ihr euch gegenseitig im Team unterstützen?“ David, 13 Jahre alt, weiß: „Wir können dem Teamplayer ganz vorne Tipps geben und zurufen, wo er das Leibchen hinlegen soll.“ Und so feuerten die Mitschüler:innen sich gegenseitig an und erinnerten sich immer wieder daran, das Teamwork gefragt ist. Lehrerin Verena Masuhr ist begeistert: „Alle haben super mitgemacht und der Trainer hat unsere Schüler:innen toll eingefangen.“

Arbeiten mit Feuer und Metall

Bei Hammerschmiede Jäckel Essen (HJE) geht es heiß her! Und heiß bedeutet in diesem Fall bis zu 1250°C. Der Hersteller von Schmiedestücken nahm in diesem Jahr erstmalig an den TalentTagen Ruhr teil und gewährte den Schüler:innen der Klasse 9 und 10 der Glückaufschule in Essen einen Blick hinter die Kulissen.

Nach einer kurzen Sicherheitseinweisung erhielten sie Einblick in die unterschiedlichen Produktionsschritte: Vom Sägen über die Schmieden, die Wärmebehandlung und die mechanische Bearbeitung bis hin zur Qualitätssicherung. In der Schmiede erlebten die Jugendlichen hautnah mit, wie sich die Ofentüren öffneten, das glühende Metall entnommen und im Anschluss unter Kraftanstrengung mit dem Hammer verformt wurde. In der kleinen Schmiede werden die Teile gefräst und weiterverarbeitet und im Warenversand noch einmal mit einem Röntgenstrahl auf Qualität geprüft.

Die Eindrücke waren eingängig, ein Schüler zeigte sich fasziniert von der Metallbearbeitung und bekundete bei Nadine Bilstein von HJE direkt Interesse an einem Praktikumsplatz. „Es wird immer schwieriger, Auszubildende für das Unternehmen zu gewinnen“, erzählt Bilstein. „Durch die Führung versuchen wir, einen Einblick in unser Unternehmen zu ermöglichen.“ HJE vergibt gerne Praktikumsplätze und bildet in der Zerspanungsmechanik und Verfahrenstechnologie aus.

„Politik geht uns alle etwas an!“ Aktiv am politischen Leben teilnehmen

Auf dem Unterrichtsplan der Schüler:innen der Sekundarschule Wickede-Ruhr standen heute Gerechtigkeit, Respekt und der Umgang mit Diskriminierung. Im Rahmen ihres Sozialen Seminars nahmen 17 Schüler:innen der Klasse 9 an einer Veranstaltung der Kommende Dortmund teil. Dort setzten sie sich mit wichtigen sozialen und gesellschaftlichen Fragestellungen auseinander und lernten wie eng Politik und Gesellschaft miteinander verknüpft sind.

Ziel der Veranstaltung war es, jungen Menschen politische Themen auf verständliche Weise näherzubringen und ihnen zu verdeutlichen, dass Politik nicht abstrakt ist, sondern überall in ihrem Leben eine Rolle spielt. Sie übten, ihre eigene Meinung zu politischen und gesellschaftlichen Fragen zu formulieren, diese zu präsentieren und sich aktiv an Entscheidungen zu beteiligen. Dabei erfuhren sie, wie sie bereits jetzt ihre Stimme in der Schule oder in der Gesellschaft einbringen können – sei es durch die Schulleitung, die Schülervertretung oder öffentliche Institutionen wie das Bürgeramt. „Politik ist nicht nur das, was die da oben machen, sondern es geht uns alle etwas an“, brachte es Katharina Kosian, Referentin für politische Bildung, auf den Punkt: Ihre Worte machten den Jugendlichen bewusst, dass sie selbst Teil des politischen Systems sind und durch Engagement aktiv etwas bewegen können.

Laura, 14 Jahre alt, erklärt: „Ich befasse mich gerne mit Politik, LGBTQ-Themen und mentaler Gesundheit.“ Ihr Ziel im Seminar sei es vor allem, offener zu werden und weniger verschlossen aufzutreten. Ihr Mitschüler Timo, ebenfalls 14 Jahre alt, hat gelernt, nicht direkt zu urteilen: „Weil man zuerst nur das Äußere sieht.“

Von der Industriemechanik bis hin zur Elektrotechnik: Ein Tag in der Zentralwerkstatt des Ruhrverbandes

Ein Elektrikerauto von innen sehen, durch die Werkstatt von Industriemechanikern laufen und selbst Flanschverbindungen herstellen: Ein spannender Vormittag für die 24 Neuntklässlerinnen der Hasselbrink-Schule in Bochum. Beim Besuch des Dortmunder Standorts vom Ruhrverband lernten Schüler:innen die Ausbildungsberufe "Industriemechaniker:in" und "Elektronikerin für Betriebstechnik" hautnah kennen. Hier sorgt das fachkundige Team dafür, dass die komplexe Maschinen- und Elektrotechnik der Kläranlagen und Pumpwerke reibungslos läuft und viereinhalb Millionen Menschen mit sauberem Wasser versorgt werden.

Nach einer Vorstellung des Ruhrverbandes und seiner Funktionen stand eine Führung durch die Zentralwerkstatt auf dem Programm. Neben der theoretischen Vorstellung im Gruppenraum konnten die Jugendlichen direkt vor Ort den Arbeitsalltag erleben. Im Anschluss ging es an die Praxis: Aufgeteilt in fünf Gruppen wurden fünf Stationen durchlaufen. In verschiedensten Workshops konnten die Schüler:innen unterschiedliche Fertigkeiten erlernen. Ob Schraubenmännchen bauen oder Flanschenverbindungen herstellen, die Welt der Elektroniker:innen und Industriemechaniker:innen ist vielfältig. Auch ein Bewerbungstraining wurde an einer Station angeboten. Und vielleicht hat die eine oder der andere ihr bzw. sein Talent für Technik entdeckt. 

„Nachdem wir im letzten Jahr das erste Mal bei den TalentTagen Ruhr mitgemacht haben, waren wir begeistert, weil es einfach ein Rundum-Sorglos-Paket ist. Wir konnten auf der einen Seite unsere Veranstaltung frei gestalten, mussten uns aber auf der anderen Seite beispielsweise nicht um die Anmeldungen kümmern. Die Veranstaltungsreihe ist eine Win-Win-Situation für alle“, erklärt Saskia van Uffelt, Ausbildungskoordinatorin beim Ruhrverband.

Ein STAR sein und für eine sichere Trinkwasserversorgung sorgen

Ganz schön in die Rohre geguckt haben heute die Schüler:innen des Berufskollegs Dinslaken in der Veranstaltung „Werde ein STAR und gestalte sichere Trinkwasserversorgung mit uns!“ der STAR Piping Systems in Wesel. Bei einem Rundgang durch die Betriebshallen konnten sie sich nicht nur einen Überblick über die Betriebsabläufe verschaffen, sondern auch lernen, dass Rohre nicht gleich Rohre sind: Sie unterscheiden sich vom Material, vom Durchmesser oder vom Verwendungszweck und können u.a. sowohl für Trinkwasser, aber auch für Kabel verwendet werden.

Als Till, Azubi im 3. Lehrjahr, fragte, wer denn mal ein Rohr zusammenschweißen wolle, war die 18-jährige Roxan sofort Feuer und Flamme: „Wann hat man auch sonst die Gelegenheit dazu?“, begründete sie ihre Spontanität. Auch so ist sie in ihrer Freizeit recht kreativ, möchte später aber eher etwas Kaufmännisches machen. So wie Viola, die es daher spannend fand zu erfahren, was man mitbringen muss, wenn man bei STAR Piping Systems eine Ausbildung zur Industriekauffrau beginnen möchte: „Die Bewerbungsunterlagen sollten möglichst aussagekräftig sein, Noten sind dabei gar nicht so ausschlaggebend, aber die unentschuldigten Fehlzeiten“, erklärt Azubi-Mentorin Sarah. Und Till ergänzt, dass es wichtiger sei, dass man ins Team passe, im Vorstellungsgespräch locker rüberkomme und man was von sich erzähle. 

 Ob auch Praktika möglich seien, wollte Viola daraufhin wissen, denn die nächste Praktikumszeit steht kurz bevor. „Ja klar!“, war die Antwort – und Violas E-Mail daraufhin schon fast abgeschickt.

Unser erster Rap-Song!

Den Text schreiben, gleich danach recorden und mit Beats unterlegen – fertig ist der eigene Rap-Song. Unter der Leitung von Arman Marvani alias "Dein Couseng" und Christian Kremp alias "Beatamin C" konnten Schüler:innen der Gesamtschule Duisburg-Mitte in kurzer Zeit ihr kreatives Potential entfalten und etwas völlig Neues entstehen lassen. Bei den Texten ging es dabei vor allem um den Begriff „Respekt“. „Was bedeutet Respekt für euch? Warum ist Respekt wichtig?“ – Fragen, die zu Beginn des Workshops geklärt wurden und für die die beiden Workshopleiter sensibilisieren möchten. Anschließend ging es in die Produktion: Ein „richtig“ oder „falsch“ gab es nicht, einige Schüler:innen sprangen über ihren eigenen Schatten, es wurde viel miteinander gelacht – und am Ende der Veranstaltung gingen die Schüler:innen mit dem eigenen gemeinschaftlichen Klassen-Rap-Song und einem großen Lächeln nach Hause. „Das Thema Talentförderung ist einfach unfassbar wichtig“, erklärt Arman Marvani, „und es ist eine super Sache, dass die Angebote für die Schulen kostenlos sind.“

Bewerbungstraining: Gut vorbereitet ist halb gewonnen!

Wie schreibe ich eine erfolgreiche Bewerbung, was trage ich zum Vorstellungsgespräch und welche Aufgaben erwarten mich im Einstellungs- und Eignungstest? Mit diesen Fragen sehen sich Schüler:innen kurz vor dem Schulabschluss konfrontiert. Damit sie gut vorbereitet ins Berufsleben starten können, hat die Deutsche Bank heute im Rahmen der TalentTage Ruhr ein Bewerbungstraining angeboten. 18 Schüler:innen vom Berufskolleg Bochum erhielten hilfreiche Tipps und Tricks rund um das Thema Bewerbungen. Einer davon: Auf einen professionellen Auftritt in den sozialen Medien achten, denn es kann sein, dass der zukünftige Arbeitgeber darauf stößt. Die 17- bis 18-Jährigen machten einen Einstellungstest, diskutierten unterschiedliche Case Studies, beschäftigten sich mit ihren eigenen Stärken und stellten die wesentlichen Dos und Don’ts im Bewerbungsprozess heraus.

Martin Lodyga, Mitarbeiter bei der Deutschen Bank, war es wichtig zu betonen, dass ein Bewerbungsgespräch ein Kennenlernen auf beiden Seiten darstellt. „Ein Bewerbungsgespräch ist nicht nur dafür da, den potenziellen Arbeitgeber zu überzeugen, sondern auch für dich selbst. Hör auf dein Bauchgefühl. Entwickle ein Gefühl dafür, ob dir das Unternehmen und das erlebte Umfeld gefällt.“ Die 17-Jährige Aida fühlt sich nach der Veranstaltung gut vorbereitet auf ihr nächstes Vorstellungsgespräch: „Ich weiß jetzt, was mich erwartet.“


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