07.10.2024 - TalentTage Ruhr: Tag 13

Ein Schiff oder einen Bagger steuern, ein eigenes Computerspiel designen und eine Demo gegen Rassismus planen - all das haben Schüler:innen heute im Rahmen der TalentTage Ruhr erlebt.

BauTalente gesucht!

Schonmal einen Kran gelenkt oder einen Bagger gefahren? Die Schüler:innen der Antoniusschule aus Gelsenkirchen schon! Und zwar virtuell. An den Simulatoren der Baumaschinentechnik mussten sie in der Veranstaltung „BauTalente gesucht!“ Steine mit der Baggerschaufel hochheben und transportieren, ein Loch graben oder Stahlträger an der richtigen Stelle absetzen. Das braucht Geschick, gutes Augenmaß und ein gewisses Sicherheitsverständnis. „Auszubildende im 1. Lehrjahr üben erst einmal an den Simulatoren, bevor sie auf einen echten Bagger dürfen“, erzählt der Ausbilder beim Gang durch die verschiedenen Hallen der überbetrieblichen Ausbildungsstätte für Ausbildungsberufe wie Gleis-, Kanal- oder Straßenbauer:in. Dort werden Mauern errichtet, Betonvorrichtungen zusammengesägt und Gräben abgestützt.

Und dann hieß es auch für die Schüler:innen der Antoniusschule: ran an die Hämmer und Schaufeln! In Kleingruppen sollten sie einen kurzen Fußweg pflastern. Angeleitet wurden sie dabei von den zwei Auszubildenden Ali und Cem, die tatkräftig mithalfen. Rita Specht, Ausbildungsverantwortliche bei HOCHTIEF Infrastructure GmbH, freut sich immer, wenn Auszubildende sich so engagiert zeigen: „Ich setze bei solchen Aktionen wie den TalentTagen Ruhr immer gerne Azubis ein, da sie den Schüler:innen auf Augenhöhe begegnen und ihnen alles in ihren eigenen Worten erklären. Gleichzeitig freuen sie sich über die Anerkennung der Meister, wenn diese merken, wie gut sie die einzelnen Arbeitsschritte erklären.“ Quasi eine Win-win-Situation, wie die TalentTage Ruhr selbst. „Letztes Jahr haben wir während der Veranstaltung direkt zwei Jugendliche angesprochen, ob sie nicht Lust auf eine Ausbildung bei uns hätten und einer hat die Chance tatsächlich ergriffen“, berichtet Specht.

Matthias könnte sich auch gut eine Ausbildung im Baugewerbe vorstellen. Er hört Ali interessiert zu und führt alle Arbeiten präzise aus, damit die Pflastersteine nicht zu Stolperfallen werden. Dabei macht es ihm auch nichts aus, etwas schmutzig zu werden. „Eine gute Voraussetzung“, schmunzelt Ali. Und auch Joel mag die Arbeit: „Sie ist abwechslungsreich und macht einfach Spaß.“

Wir planen eine Demonstration gegen Rassismus!

„Wir sind alle gleich viel wert!“, steht in großen Kreidebuchstaben auf dem Schulhof der Gertrud-Bäumer-Realschule in Gelsenkirchen. Geschrieben wurde das Statement gegen Rassismus von Schüler:innen der Klasse 7 bis 10, die heute an den TalentTagen Ruhr teilnahmen. Im Rahmen der Veranstaltung „Do it yourself: Wir planen eine Demonstration gegen Rassismus!“ entschlossen sie sich, spontan eine schulinterne Kundgebung auf dem Schulhof abzuhalten. Sie erstellten Flyer und Plakate, schmückten den Schulhof mit inspirierenden Botschaften, sorgten für musikalische Begleitung und hielten eine Rede: Gegen Rassismus und für Gleichberechtigung und Vielfalt. Denn: Vielfalt heißt Stärke. Das haben die Jugendlichen heute einen Tag lang erfahren.
Gemeinsam mit Projektleiter Matthias Flüß erweiterten sie zunächst in unterschiedlichen Sensibilisierungsspielen ihr Wissen in den Bereichen Rassismus und Grundrechte.

Sie setzten sich mit Vorurteilen und eigenen Diskriminierungserfahrungen auseinander, schlüpften in unterschiedliche Rollen und erlebten so hautnah mit, wie sich Ungerechtigkeit anfühlt und erfuhren, wie man Fremdenhass entlarvt.

Danach wurden sie selbst aktiv und gestalteten interessengeleitet ihre eigene Demonstration. Lehrerin Özlem Duranöz ist begeistert: „Der Workshop war großartig! Es war beeindruckend zu sehen, wie schnell die Schüler:innen aktiv geworden sind. Sie drängen jetzt auf eine öffentliche Demonstration. Ich denke, dass ich mich nach den Herbstferien zusammen mit meiner Kollegin um die Organisation und Genehmigung der Demo kümmern werde. Sobald wir einen Termin haben, werden wir alle Schulen, die unter “Schule ohne Rassismus” laufen, informieren und einladen.“

Creative Gaming mit Bloxels

Dass Gaming mehr sein kann als passives Daddeln am Handy, haben heute 23 Schüler:innen der Hauptschule Emmastraße in Gelsenkirchen bewiesen. Sie nahmen im Rahmen der TalentTage Ruhr an der Veranstaltung „Creative Gaming mit Bloxels“ von MedienMonster e.V. teil und erkundeten verschiede Facetten digitaler Kreativität.

Digitale Spiele nehmen eine wichtige Rolle in der Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen ein und die Grundlage eines jeden Spiels ist eine gute Story. Die Schüler:innen der 6b entwickelten heute ihre eigenen Geschichten und Spielcharaktere, skizzierten sie und erweckten sie anschließend mithilfe der App Bloxels zum Leben. Maurice, 12 Jahre alt, bemerkte dazu: „Ich habe heute gelernt, wie man einen Spiele-Charakter erstellt. Es ist nicht so einfach, wie es aussieht. Besonders herausfordernd fand ich es, den gezeichneten Charakter aufs Tablet zu übertragen."

Die 12-jährige Fiona und die 11-jährige Lissa ergänzten: „Es war echt schwer, unsere Zeichnungen digital umzusetzen, aber es hat super viel Spaß gemacht!"

Nach der Digitalisierung konnten die Schüler:innen ihre Spielfiguren in vorprogrammierte Jump 'n' Run-Spiele einfügen. Lehrerin Frau Dimoglou ist begeistert: „Meine Schüler:innen haben heute sowohl schulisch als auch persönlich etwas fürs Leben gelernt. Die Veranstaltung hat Fächer wie Deutsch, Informatik und Kunst gefördert und die Risiken von Spiele-Apps verdeutlicht." Auch Marc Velten von den MedienMonstern ist mit seinen jungen Schüler:innen zufrieden: „Sie haben sich trotz anfänglicher Schwierigkeiten großartig eingebracht. Der heutige Tag hat ihre Fantasie, Kreativität und ihr kritisches Denken gefördert."

Schiff ahoi! Technik und Forschung zum Anfassen

„Wie viel PS hat so ein Schiff?“, „Warum gibt es so viele unterschiedliche Schiffsschrauben?“ und „Wann gehen wir zum Schiffsimulator?“, sind nur einige der Fragen, die heute 28 Schüler:innen der Gesamtschule Duisburg-Mitte gestellt haben. Sie besuchten im Rahmen der TalentTage Ruhr das DST – Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme e.V. in Duisburg. In der Veranstaltung der Junior Uni Ruhr gewannen sie Einblicke in die Entwicklung und Untersuchung von Binnenschiffen. Denn bevor so ein Schiff im Rhein fahren kann – oder auch nur gebaut wird – wird ein kleineres, baugleiches Modell aus Holz erstellt, um es zu testen. Das DST untersucht beispielsweise, wie sich Schiffskörper und Antriebslagen bei unterschiedlichen Strömungsbedingungen verhalten, um zeigen zu können, wie groß ein Schiff sein darf, damit es durch einen Kanal fahren kann. So ein fertiges Modell wiegt ca. 500 kg, erfahren die Schüler:innen. Deswegen kann es nur mit einem Krahn in die Testbecken transportiert werden.

„Was meint ihr: Wie viele von diesen Modellschiffen produzieren wir im Jahr?“, fragt Frédéric Etienne Kracht, Fachbereichsleiter Autonomes Fahren beim DST. „1000!“, schätzen die Schüler:innen. Tatsächlich sind es acht bis zehn, genauso viele wie eine Werft große Schiffe im Jahr produziert.

Nach einem Blick in die Werkstätten und den Miniaturhafen, in dem richtige Industrietechnik zum Einsatz kommt, lernten die Schüler:innen SANDRA kennen. SANDRA ist keine Mitarbeiterin der DST, sondern die Abkürzung für „Simulator for Advanced Navigation Duisburg Research and Application“, der erste in Deutschland zugelassene Fahr- und Radarsimulator für praktische Schiffsführerprüfungen. Mit dem Simulator können heute auch die Fünft- und Sechstklässler:innen üben, ein Schiff zu steuern – und das bei jeder Wetterlage: Sie fahren bei Regen, Schnee und Hochwasser. Besonders viel Spaß macht es natürlich, das Polizeischiff ab und zu absichtlich stranden zu lassen.

Anschließend geht es in den 360°- Forschungssimulator, in dem ein viel langsameres Frachtschiff gefahren werden kann. Und weil alle mal dran wollen, wird regelmäßig gewechselt. Dann hört man ab und zu enttäuschtes Murren – denn so ein Schiff kann man nicht alle Tage fahren. „Wenn du mehr fahren willst, musst du Schiffskapitän werden. Dann kannst du den ganzen Tag fahren“, antwortet Frédéric Etienne Kracht. Und vielleicht hat er den einen oder die andere heute überzeugt.


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