08.10.2024 - TalentTage Ruhr: Tag 14

Vom Stationenlernen, einem interaktiven Tag auf dem Bauhof und der Feuerwehrwache, Einblicken in den Kitaalltag und einer Pflege-Challenge

Pflege-Challenge: Gemeinsam stark in der Pflege

Wie hebe ich jemanden, der im Rollstuhl sitzt? Vor welchen Herausforderungen stehen Menschen mit einer Sehbehinderung und unter welchen Beeinträchtigungen leiden Menschen im Alter? Mit diesen Fragen beschäftigten sich heute rund 60 Schüler:innen in Essen. Im Rahmen der TalentTage Ruhr nahmen sie an der „Pflege-Challenge“ der Katholischen Schule für Pflegeberufe teil und probierten sich in drei unterschiedlichen Stationen aus. So erhielten die Schüler:innen der Justus-von-Liebig Schule und der Theodor-König-Gesamtschule aus Duisburg sowie der Glückauf-Schule aus Essen erste Einblicke in die Ausbildung.

In der ersten Station wurden unterschiedliche Hilfsmittel in der Pflege wie Hebegurte, Rollstühle und Co. getestet. Außerdem konnten die Jugendlichen einen „Senior-Suit“ anprobieren, der sie durch eine Brille, einen Gehörschutz, Gewichte und Handschuhe um ein paar Jahrzehnte altern ließ. An Station 2 wurden die Schüler:innen mithilfe einer VR-Brille in ein Krankenhaus teleportiert. Dort konnten sie virtuell ihren ersten Patienten behandeln. An der dritten Station erkundeten die Jugendlichen das Gelände mit verschiedenen Brillen, die das Sehen beeinträchtigten. „Es ist total schwierig, mit der Brille zu schreiben. Und ich will mir gar nicht vorstellen, wie es ist, wenn man wirklich nichts sehen kann“, berichtet Amina, Schülerin an der Theodor-König-Gesamtschule. „Ich ziehe meinen Hut davor, wenn Menschen trotzdem noch ihrem Alltag nachgehen und Dinge neu lernen.“

Ihre Lehrerin Cordula Hiller-Kitzmann ist von der Veranstaltung und den TalentTagen Ruhr überzeugt: „Eine super Organisation! Es wird einem als Lehrkraft so viel Arbeit abgenommen und die Schüler:innen sind begeistert. Der Anbieter muss nächstes Jahr auf jeden Fall wieder dabei sein.“ Die Katholische Schule für Pflegeberufe hat in diesem Jahr zum ersten Mal an der Veranstaltungsreihe teilgenommen. Katharina Hesse, Mitverantwortliche für die Organisation, ist zufrieden: „Wir würden im nächsten Jahr ein paar Dinge anders handhaben, aber wären total gerne wieder mit dabei!“

Retten – Löschen – Bergen – Schützen: Arbeiten bei der Feuerwehr

Dass es nicht die Hauptaufgabe der Feuerwehr ist, Brände zu löschen, erfuhren heute 24 Schüler:innen der Gesamtschule Horst aus Gelsenkirchen. „Tatsächlich handelt es sich nur bei 10% der Einsätze um Brände, 90 % sind Rettungseinsätze“, erzählt Lavinia Schwarz von der Feuerwehr Essen den Schüler:innen. Diese waren heute in der Hauptwache in Essen zu Gast und erhielten im Rahmen der TalentTage Ruhr Einblick in die Arbeit der Feuerwehr.

An vier verschiedenen Stationen machten sie sich mit dem Berufsalltag vertraut und informierten sich über Einstiegsmöglichkeiten. „Wenn man direkt nach der Schule starten möchte, ist es zunächst wichtig, eine Berufsausbildung abzuschließen – entweder zum Tischler oder Notfallsanitäter“, erklärt Schwarz vom Bewerbermanagement an Station 4. „Im Anschluss kann dann die Brandmeisterausbildung absolviert werden.“

An Station 3 können die Neuntklässler:innen schon einmal in die Rolle von Feuerwehrmännern und Feuerwehrfrauen schlüpfen und sich in Schale werfen – doch das ist gar nicht so leicht. 30 kg wiegt die Schutzkleidung der Feuerwehr mit Atemschutzgerät. An Station 2 steht die Notfallsanitäterausbildung im Fokus, hier wird Reanimation geübt. Hierbei ist es relativ üblich, dass auch mal eine Rippe bricht und den richtigen Rhythmus hält man am besten durch einen Song im Kopf – beispielsweise Happy Birthday.

An Station 1 erfahren die Jugendlichen, was der Sporttest beim Einstellungsverfahren der Feuerwehr alles beinhalt: u. a. einen 3000 Meter Lauf in 15 Minuten, 200 m in sechs 6 Minuten schwimmen, 12 Liegestütze am Stück und den sogenannten Beugehang 45 Sekunden lang halten. Der 14-jährige Thierry stellt sich der Herausforderung und schafft es mit Anstrengung und unter Jubelrufen seiner Mitschüler:innen. 

 „Ich glaube, die Schüler hatten heute Spaß. Einige wollen gar nicht gehen“, lacht Lehrerin Miriam Gsell. „Es war super, dass es kurze Einheiten und praktische Übungen gab.“

Junge Forscher:innen im Labor

Wenn dir das Leben Zitronen schenkt, dann mach Geheimbotschaften oder Duftproben daraus! Für elf Schüler:innen der Arnold Freymuth Schule in Hamm drehte sich heute alles um die Zitrone. Im Schüler:innenlabor "maxilab" des Maximilianparks Hamm hieß es für sie: Schutzbrille auf, Laborkittel an! Dann widmeten sich die Schüler:innen der 7c folgenden Fragen: Wie funktioniert eine Zitronenbatterie? Wie verfärbt sich Rotkohlsaft mit einer Säure und wieso macht ein Flammentrick ätherische Öle sichtbar? Im Zauber-, Duft- und Säurelabor führten sie verschiedene Experimente durch, bei denen Forschergeist und Spürsinn gefragt waren.

Zunächst pressten die Teilnehmenden eine Zitrone aus und benutzten den Saft anschließend, um Nachrichten auf ein Blatt zu schreiben. Diese waren erst nicht sichtbar, wurden aber mit einem kleinen Trick und der Hilfe eines Teelichts lesbar. Eine gute Möglichkeit, um Geheimbotschaften zu versenden.

Im Anschluss kamen die Zitronenschalen zum Einsatz: Unter Anleitung der Expert:innen führten die Schüler:innen einen kleinen Flammentrick durch – das kam gut an. „Wir hatten richtig viel Spaß. Wir durften ausprobieren und experimentieren“, berichtet die 12-jährige Chayenne. Das Duftlabor schulte den Geruchssinn der jungen Forscher:innen und war besonders beliebt. „Die Schüler:innen haben alle so toll mitgemacht“, findet Dana, eine ehrenamtliche Mitarbeiterin und Schülerin am Freiherr-vom-Stein Gymnasium. „Wir fanden die Zusammenarbeit super!“

Kreative Berufsvorbereitung für die Arbeitswelt von morgen

Schreiben, Sprechen, vor einer Gruppe von Menschen etwas vortragen – Fähigkeiten, die Arbeitgeber:innen heutzutage fordern. Doch was davon wird während der Schulzeit wirklich gefördert? Zentrale Prüfungen, Leistungsbewertung und Konkurrenz erschweren manchmal den kreativen Ausdruck. „Die Schule wurde von den meisten als Blockade ihrer Kreativität genannt“, erklärt Kiane Maria Wennemann. Der kreative Aspekt komme in der Berufsvorbereitung oft zu kurz.

Also bekamen zehn Schüler:innen der Gesamtschule Nord in Essen bei einer Veranstaltung der Joblinge Zeit und Raum, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Sie sprachen über (kreative) Berufe, recherchierten eigenständig verschiedene Berufsfelder, lernten etwas übers Songwriting, bevor sie schließlich selbst den Stift in die Hand nahmen: So entstanden eigene Songtexte oder Gedichte – über die Flucht vorm Alltag, über wahrgewordene Lebensträume, über Motivation und Ziele. „Alle waren heute super offen und haben auch Persönliches erzählt, das ist sehr wertvoll“, sagt Kiane Maria Wennemann. Während die Teilnehmenden an ihren Texten feilten, begleitete Kiane sie nicht nur mit wertvollen Tipps und kreativen Impulsen, sondern auch mit Gitarre und Gesang. „Es war hier eine super Möglichkeit, mal aus der eigenen Bubble mit den ganzen Klausuren usw. rauszukommen. Unter normalen Umständen hätten wir jetzt Schule und nicht die Möglichkeit, unsere Kreativität zu entfalten, wie wir es hier machen können“, sagt Tula, 18 Jahre, die heute gemeinsam mit ihrem Deutsch-LK an der Veranstaltung teilgenommen hat.

Hands on Bau: Interaktiver Erlebnistag auf dem Bauhof

Baugeräteführer:in, Betonbauer:in und Vermessungstechniker:in – dies sind nur einige der Berufe, in denen die HEITKAMP Unternehmensgruppe ausbildet. Einen Einblick ins Unternehmen und verschiedene Ausbildungsberufe erhielten heute 43 Schüler:innen der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule aus Recklinghausen. Im Rahmen der TalentTage Ruhr erlebten sie einen interaktiven Erlebnistag auf dem Bauhof in Herne mit Übungen zum Ausprobieren. Das Highlight des Tages war die Möglichkeit, selbst einen Mini-Bagger zu steuern. Unter Anleitung hoben die Schüler:innen einen Metallzylinder aus einem Behälter heraus und setzten ihn in einen anderen. „Das hat richtig Spaß gemacht“, erzählt der 14-jährige Marlon. „Wenn ich nicht schon einen Praktikumsplatz in einer Kfz-Werkstatt hätte, würde ich mich auf jeden Fall hier bewerben.“

Üveys (15) und Enes (14) finden die Unternehmengruppe als Ausbildungsbetrieb spannend und freuen sich, all ihre Fragen stellen zu können. „Es war interessant zu sehen, wo HEITKAMP überall tätig ist, zum Beispiel bei einem großen Brückenabriss“, ergänzten sie. Lehrer Herr Gera ist begeistert von dem Angebot, das den Neuntklässler:innen praxisnah Beruforientierung vermittelte: „Die gesamte Veranstaltung war sehr schülerorientiert und hervorragend organisiert.“ Über das Lob freute sich auch Herr Bech, Mitarbeiter von HEITKAMP, der in diesem Jahr das erste Mal an den TalentTagen Ruhr teilnahm. Seine ersten Erfahrungen sind durchweg positiv: „Die Schüler:innen waren einfach klasse. Sie haben viele Fragen gestellt und auch die anwesenden Lehrer haben einen tollen Job gemacht.“ Erfolg auf ganzer Linie.

GeKita - Mehr als Singen und Spielen: Bildung mit erstaunlichen Experimenten!

Welche Angebote sind möglich, um Kindern zum Beispiel naturwissenschaftliche Bildung zu vermitteln? Was hat der Beruf der Erzieherin/ des Erziehers mit Technik oder Mathe zu tun? Und wie kann man Kindern die Farbenlehre oder Formen näherbringen?

Mit spannenden und erstaunlichen Experimenten wurde den Schüler:innen der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Recklinghausen die Arbeit mit Kindern in der Kita nähergebracht. An verschiedenen Stationen konnten Windmesser erstellt, Papierflieger gefaltet, Regenbogendrucker gebastelt oder kleine Miniroboter gesteuert werden. Ashley zeigt ihrer Lehrerin stolz ihre Magnetskulptur. „Ist das ein Elefant?“, fragt diese und Ashley freut sich, dass ihr Kunstwerk erkannt wurde. „Ich kann mir gut vorstellen, in der Kita zu arbeiten“, erzählt sie beim Steuern einer kleinen Roboterbiene. Und auch bei Timo steht der Beruf des Erziehers auf der Wunschliste: „Ich kann einfach gut mit Kindern. Ich beschäftige mich gerne mit ihnen.“ Dass das eine Grundvoraussetzung ist, um in einer Kita zu arbeiten – egal, ob als Erzieher:in, Kinderpfleger:in und Heilerziehungspfleger:in – ist Frau Rast, Ausbildungsverantwortliche bei GeKita, wichtig zu betonen. 

„Es reicht nicht, gerne mit Kindern zu spielen. Je nach Alter müssen sie auch z. B. beim Essen unterstützt werden.“ Außerdem sei es hilfreich, sich in die Kinder hineinversetzen zu können, um zu entscheiden, mit welchen kreativen Angeboten man ihnen die Natur näherbringen kann. Kleine Mikroskope stehen da hoch im Kurs, aber auch tierische Spielfiguren, die nach ihrem Entwicklungsstadien sortiert werden sollen. Mathe wird Kindern z. B. durch Mess- und Vergleichsübungen nähergebracht: Ist das Ohr so lang wie der mittlere Finger oder nicht? Das Bauen mit Klötzen fördert das räumliche Denkvermögen. Und damit ein Papierflieger auch fliegt, braucht es bestimmte Falttechniken. Wie der Titel der Veranstaltung sagt: Das Arbeiten in einer Kita umfasst definitiv mehr als Singen und Spielen.


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