TalentTage Ruhr 2023 - 18. September

Tierisch was los bei den TalentTagen Ruhr: Von der Alpakawanderung bis hin zum Antimobbing-Training im Kuhstall.

Das flauschige Klassenzimmer

Raus aus dem Schulalltag und rein ins flauschige Klassenzimmer! Die 5c der Albert-Schweitzer-Realschule in Dortmund tauschte im Rahmen der TalentTage Ruhr das Schulgebäude gegen den Morgensonnenhof Alpakas Marl. Dort warteten zehn flauschige Andenbewohner auf 19 begeisterte Schüler:innen. Bevor die Alpakawanderung in die umliegenden Wiesen und Wälder ihren Lauf nehmen konnte, galt es noch ein paar wichtige Fragen zu klären. Zuallererst natürlich: „Spucken die?“ Darauf weiß das kompetente Team des Morgensonnenhofs eine beruhigende Antwort: „Alpakas spucken nur dann, wenn sie Stress untereinander haben – beispielsweise, wenn sie alle gleichzeitig fressen wollen.“ Für die Schüler:innen besteht demnach keine Gefahr, dennoch ist es wichtig, sich im Umgang mit den Tieren vorsichtig und rücksichtsvoll zu verhalten. Alpakas haben gern ihre Ruhe, mögen keine schnellen Bewegungen und halten Abstand: Sie sind Distanztiere. Für die Schüler:innen ist die Alpakawanderung eine verantwortungsvolle Aufgabe, denn es ist gar nicht so einfach die Tiere in genau dem richtigen Abstand zu führen, auf ihre Signale und Bedürfnisse zu achten und zugleich mit den Mitschüler:innen zu kommunizieren – Teamwork ist gefragt! 

Der ein oder die andere verließ sich auf sprachliche Kompetenzen und fragte höflich „Kannst du ein Stück zurückgehen, Alpaka?“ oder „Darf ich dich streicheln, Alpaka?“ Klassenlehrer Malte Keppler entdeckte ganz neue Seiten an seinen Schüler:innen: „Ich finde es total spannend: Kinder, die im Klassenraum ein bisschen zurückhaltend sind, gehen einfühlsam auf die Alpakas ein und haben sie im Griff. Ich denke, die Alpakas haben auch ein Gespür dafür und fühlen sich bei diesen Schüler:innen wohl.“

Fairer Handel: Schokoladenwerkstatt

Es duftet verführerisch im Schüler:innenlabor maxilab des Maximilianparks in Hamm: hier werden nämlich gerade Kakaobohnen geröstet und entfalten schokoladiges Aroma. Doch bevor die selbstgemachte Schokoladencreme probiert werden kann, heißt es für die Schüler:innen der 4a der Siegdried-Drupp-Grundschule aus Dortmund erstmal: die Schale entfernen, die schwarzglänzende Bohne im Mörser zermahlen und dann Butter, Zucker und weitere Zutaten untermischen und rühren, rühren, rühren. Mira ist ganz begeistert: „Mmmh, das schmeckt richtig gut! Ich habe so etwas vorher noch nie gemacht!“

Und genau darum geht es bei den TalentTagen Ruhr: andere Lernorte zu entdecken, Neues zu lernen und Theorie mit Praxis zu verknüpfen. „Das passt ganz hervorragend zu unserem Unterrichtskonzept der Lernzeit statt Hausaufgaben“, erzählt Klassenlehrerin Frau Driller. „Da können die Schüler:innen das Gelernte und Erlebte direkt nacharbeiten.“

Der Fokus der Veranstaltungen im Schüler:innenlabor liegt auf der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). So werden kindgerecht auch Themen wie fairer Handel, gerechte Bezahlung oder Kinderarbeit vermittelt. Zum Abschluss können die Schüler:innen beim „1, 2 oder 3“-Quiz ihr Wissen noch einmal unter Beweis stellen. „Kommen die Schokoladenbohnen aus der Kakaofrucht, direkt vom Kakaobaum oder aus der Erde?“ fragt Nadine, Mitarbeiterin des maxilab – und schon stehen alle bei Antwort 1: Aus der Kakaofrucht, ganz klar. „Ich bin Fan der TalentTage Ruhr“, gibt Frau Driller lachend zu und freut sich, dass ihre Schüler:innen heute mit so viel Spaß und Motivation bei der Sache waren. „Nächstes Jahr sind wir definitiv wieder dabei!“

Antimobbing-Training im Kuhstall

Im Kuhstall? Ja, klar! Denn der Kuhstall ist für viele Kinder eine vollkommen neue Umgebung, die es ihnen ermöglicht, gewohnte Muster und Verhaltensweisen aus der Schule und dem häuslichen Umfeld zu durchbrechen und sich ganz auf das Antimobbing-Training einzulassen, weiß Stefan Stara, ausgebildeter Resilienztrainer sowie Kinder- und Jugendcoach. Heute trainiert er mit 23 Schüler:innen der Leythe-Schule in Gelsenkirchen geistige Widerstandsfähigkeit. Für sein Resilienz-Theater sei der Bauernhof Sagel genau der richtige Ort. „Für diejenigen Kinder, die schon Erfahrungen mit Mobbing gemacht haben und ein Päckchen oder einen richtig vollen Rucksack zu tragen haben, sind der Bauernhof und die Anwesenheit der Tiere befreiend.“ Und was machen die 2. Klässler:innen beim Resilienztheater? Sie üben ein selbstbewusstes Auftreten – Füße auseinander, Rücken gerade, Blickkontakt aufnehmen – und spielen unterschiedliche Emotionen nach: Wie sieht jemand aus, der glücklich ist? Wie jemand, der schüchtern ist? 

Eine Botschaft liegt dem Coach besonders am Herzen: „Jetzt wisst ihr, wie jemand aussehen könnte, der glücklich ist, aber wie sich derjenige gerade wirklich fühlt, wisst ihr nicht. Wenn wir Sachen über andere denken, heißt das nicht, dass sie stimmen.“

Im Anschluss lernt die Gruppe noch mehr tierische Bewohner des Bauernhofs kennen. Mit ihrer Hilfe erkunden die Kinder ihren Personal Space, ihre Distanzzone zu Mensch und Tier. Wie nah darf mir eine Schulfreundin kommen, bis ich mich unwohl fühle? Wie nah eine fremde Person? Und wie nah eine Ziege oder ein Pferd? Um sich ihrer Distanzzone bewusst zu werden, malen die Schüler:innen diese für jeden sichtbar mit Kreide auf den Boden. Denn: Seinen Personal Space zu kennen sorgt für Selbstbewusstsein und Sicherheit.

Fantasie kennt keine Grenzen – Lesung mit der Kinderbuchautorin Birgit Ebbert

„Am Strand habe ich mit Papa, Mama und meiner Schwester Fische geangelt“, erzählt der 4-jährige Donavan und fragt dann voller Neugier: „Werden am Strand auch Schokobrötchen verkauft?“

In den Städtischen Tageseinrichtungen FABIDO in Dortmund erlebten die Kinder im Vorschulalter im Rahmen der TalentTage Ruhr ein bewegendes Abenteuer bei der interaktiven Lesung "Ein aufregender Tag". Die Kinderbuchautorin Dr. Birgit Ebbert führte die Kinder durch eine fesselnde Geschichte und nahm sie mit auf eine Reise voller Fantasie und Entdeckungen.

Die Geschichte von Lisa-Maria, Elias und Jonathan, die sich auf einem Segelbootabenteuer wiederfinden, zog die Kinder in ihren Bann. Birgit Ebbert forderte die kleinen Zuhörer auf, sich in die Lage der Charaktere zu versetzen und darüber zu sprechen, was sie in einer ähnlichen Situation tun würden. Mit einem DIN A3-Bild und kurzen Buchauszügen brachte Birgit Ebbert die Geschichte zum Leben. Die Kinder wurden aktiv in die Diskussion einbezogen, sie teilten ihre eigenen Erlebnisse am Meer und am Strand und fühlten sich wie ein Teil der Geschichte. Die Lesung endete mit einer besonderen Überraschung: Die Kinder erhielten kleine Papierboote zum Mitnehmen.

Siemens Entdeckungstour

Dass Siemens schon seit 2015 keine Waschmaschinen und andere Haushaltsgeräte mehr herstellt, erfuhren 13 Schüler:innen der Gesamtschule Bockmühle aus Essen bei der Siemens Entdeckungstour. „Wenn ich mein Praktikum hier nicht gemacht hätte, hätte ich gar nicht gewusst, was hier alles gemacht wird“, erzählt Marvin Jordan, dualer Student der Elektro- und Informationstechnik und Auszubildender für Elektro- und Automatisierungstechnik. Vielmehr hat sich das Unternehmen, das 80 Studiengänge und Ausbildungsberufe anbietet, beispielsweise auf Medizintechnik, Digital Industries und Smart Infrastructure spezialisiert. „Der Rhein-Ruhr-Express ist beispielsweise von Siemens“, weiß Elisabeth Fischedick, Koordinatorin für Marketing und Recruiting bei Siemens. Auch der Marsrover „Curiosity“ ist mit Technik von Siemens ausgestattet.  An verschiedenen Stationen können sich die Schüler:innen praktisch ausprobieren: Sie steuern IOT-Bots aus einer Marslandschaft, verdrahten eine Schaltung, erzeugen mit Hilfe eines Dynamos einen Stromkreis und üben die Grundlagen der Programmierung.

Mit einer Erdnussdose in die Laborwelt von Shimadzu

Wissenschaft live erleben konnten die Schüler:innen der Abschlussklasse des Berufskollegs Dinslaken im Rahmen der TalentTage Ruhr. In der Veranstaltung bei Shimadzu Medizintechnik in Duisburg spielte eine scheinbar gewöhnliche Erdnussdose die zentrale Rolle. Denn mit dieser war etwas faul – oder zumindest überraschte ihr Inhalt durch einen ungewöhnlichen Geschmack. Die Schüler:innen gingen der Sache auf den Grund und untersuchten die Qualität der Erdnüsse in einer kleinen Fallstudie. Sie wählten die richtige Analysemethode aus und erfuhren wie modernste Technologie, wie das Massenspektrometer, dabei behilflich sein kann.

Im Anschluss lernten die Forscher:innen Mitarbeitende aus verschiedenen Bereichen kennen, darunter Wissenschaft, Technik, Logistik und Buchhaltung. Sie erhielten Einblicke in die vielfältigen Tätigkeitigkeitsfelder bei Shimadzu und erfuhren mehr über Karrieremöglichkeiten. Besonders das Controlling weckte großes Interesse, insbesondere im Hinblick auf die Rolle der Digitalisierung und Künstlichen Intelligenz im Rechnungswesen.


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