TalentTage Ruhr 2023 - 19. September

Handwerklich aktiv werden, die Kläranlage erkunden, dem Escape Room entkommen oder Gegenstände auf ihre elementare Zusammensetzung hin untersuchen – ein ganz normaler Dienstag während der TalentTage Ruhr!

Mal so richtig was klären: Ein Tag hinter den Kulissen der Abwasserwirtschaft

„Vorsicht, es wird gleich an manchen Stellen stinken.“ So beginnt die Sicherheitseinweisung in der Kläranlage des Ruhrverbandes in Bochum. Zu Gast sind 27 Schüler:innen der Hasselbrink Schule, die während der TalentTage Ruhr ganz neue Eindrücke sammeln und Ausbildungsberufe kennenlernen. Außerdem erhalten eine Führung über das Werkgelände der Kläranlage. Dort wird das Wasser von über 250.000 Menschen nach strengen Umweltstandards und mit modernster Technik gereinigt. Und das ist auch wichtig, denn im Abwasser landen neben dem Abwasser aus der Toilette, auch das Wasser aus den Gullys, tote Tiere, Essensreste und Laub von Bäumen. In einer Sekunde kommen 150 volle Badewannen Abwasser in der Kläranlage an. Die 7.-Klässler:innen sind fasziniert von dieser alltäglichen Mammutaufgabe und stellen viele Fragen: Sind in den Becken Ratten? Wie tief sind die Becken? Ist der Job schwer? Und was ist eigentlich Amoniak? Der 13-jährige Lukas findet es spannend, wie viele unterschiedliche Berufsgruppen in so einer Kläranalage tätig sind: „Ich habe heute erfahren, dass man hier eine Ausbildung als Fischwirt machen kann. In den Teichen gibt es nämlich Karpfen.“ Saskia van Uffelt vom Ausbildungsmarketing des Ruhrverbandes freut sich über die Neugier der Schüler:innen: „Vielleicht bleibt etwas mehr als der Geruch hängen und es kommt zum Praktikum oder sogar mehr.“

Holzwerkstatt

Beim Sägen wackelte ganz schön die Werkbank, als die 27 Kinder der Overberg Grundschule aus Dortmund in der Holzwerkstatt von help&hope kleine Holzlatten durchsägen mussten. Zuvor wurde mit Bleistift und Zollstock eine gerade Linie gezeichnet und dann ging es auch schon los!

Im Anschluss wurde das Werkstück mit Schleifpapier bearbeitet, sodass keine Kanten mehr spürbar waren. Dabei zeigte der ein oder die andere Zweitklässer:in durchaus handwerkliches Geschick und ein gutes Gespür für das Material. Präzision war gefordert, als die Kinder am Schluss Nägel in ihr Werkstück schlagen mussten, damit am Ende ein Igel entsteht. „Man hat wenig Gelegenheit, so etwas  in der Schule zu praktizieren“, berichtet Yvonne Braun-Nolte, Klassenlehrerin. Sie ist begeistert, mit wie viel Freude und Motivation ihre Schüler:innen an die Arbeit gehen.

Außerdem wurden Nagelbilder erarbeitet. Hier war Kreativität gefragt, denn jedes Kind sollte zunächst ein Objekt seiner Wahl auf ein Holzstück aufmalen und anschließend Nägel mit einem Hammer entlang der Bleistiftlinie einschlagen. Danach wurden bunte Wollfäden um die Nägel gewickelt, sodass die Bilder erkennbar wurden: kleine Buchstaben, Bäume oder Herzen wurden so zu individuellen Kunstwerken. Lena Niggemann, eine Mutter, die die Gruppe begleitete freute sich: „Hier wird die Feinmotorik gefördert und es ist wunderbar, dass es draußen in der Natur stattfindet. Außerdem lernen die Kinder, sich gegenseitig zu helfen.“

Kopfsalat – Wie wir uns Dinge merken

Englischvokabeln, das Gedicht in Deutsch oder die Handynummer von Oma – jeden Tag müssen wir uns Dinge merken. Doch wie funktioniert das eigentlich und gibt es Tricks, wie man sich so gut wie alles merken kann? „Den perfekten Lernweg gibt es leider nicht!“, verrät Lerncoach Alina Kasper den Schüler:innen der Albert-Schweitzer Schule in Oer-Erkenschwick. Im Rahmen der TalentTage Ruhr nehmen die 4.-Klässlerinnen an der Veranstaltung „Kopfsalat“ der Junior-Uni Ruhr in Mülheim teil und lernen viel Wissenswertes über das menschliche Gehirn. 26 Schüler:innen erfahren, was es mit den Synapsen auf sich hat und lernen den Unterschied zwischen dem Kurzzeit- und dem Langzeitgedächtnis. Wie fit ihr eigenes Gehirn an diesem Dienstagmorgen ist, erleben sie in einer praktischen Übung. Außerdem erhalten sie wichtige Tipps für ihre Schullaufbahn: Beim Lernen ist es hilfreich, Ablenkungen und Reize zu vermeiden, Pausen – im besten Fall mit Bewegung – einzuplanen, den Stoff zu wiederholen, altes Wissen mit neu erworbenem zu verknüpfen, mit Bildern zu arbeiten und auf viele verschiedene Arten zu lernen. 

So kann es hilfreich sein, den Lernstoff zu verschriftlichen oder sich ein Video zu dem Thema anzugucken. „Wenn ich den Kindern eins mit auf den Weg geben konnte, dann hoffentlich, eine positive und selbstbewusste Einstellung gegenüber dem Lernen“, resümiert Alina Kasper. „Und: Dass es wichtig ist, auf ganz viele verschieden Arten zu lernen.“ Nach dem ganzen Input brennt einer Schülerin noch eine besondere Frage auf den Lippen: „Und was ist in einem Flugzeug, wenn man irgendwo hinfliegt? Was macht das mit dem Gehirn?“

Im Anschluss lernen die Schüler:innen noch einen tollen Weg kennen, um Gedanken zu ordnen und sich auszudrücken: die Kunst. Sie gestalten ihre eigenen Kunstwerke nach dem Vorbild von Joan Miró, der in der Schule nie wirklich Lust hatte zu lernen und sich lieber auf das Zeichnen konzentrierte.

Hot oder Schrott?

Ist das wertvoll oder doch eher Schrott? Um das herauszufinden können Gegenstände mit Hilfe von Röntgenfluoreszenz und Infrarotspektroskopie schnell, zerstörungsfrei und sicher auf ihre chemische Zusammensetzung hin untersucht werden. Wie das in der Praxis aussieht, erfuhren heute 26 Schüler:innen der Leythe Schule aus Gelsenkirchen im Deutschen Bergbau-Museum Bochum. Das Forschungslabor des Museums öffnete im Rahmen der TalentTage Ruhr seine Türen und ermöglichte den 3.-Klässler:innen einen Einblick in die mobile Analytik und Materialkunde und entführte sie in die Welt der Moleküle und Elemente. Mit dem Rasterelektronenmikroskop wurde ganz nah an Gegenstände herangezoomt, sodass Münzen, Hummelbeine oder menschliche Haare im Detail betrachtet werden konnten. Mit der Röntgenfluroszenspistole wurde die elementare Zusammensetzung von Gegenständen überprüft. So fanden die jungen Nachwuchsforscher:innen schnell heraus, dass die Ohrringe von Klassenlehrerin Frau Noga „nur“ vergoldet sind, „obwohl die wie Gold aussehen!“

Escape Room

Die virtuelle „Lisa“ hat sich bei der Stadt Dortmund um ein duales Studium beworben. Doch bis sie die Zusage im Briefkasten hat, muss sie einige Stationen durchlaufen – von der schriftlichen Bewerbung über den Einstellungstest bis hin zum Vorstellungsgespräch. Begleitet wird Lisa heute von sechs interessierten Schüler:innen der Rudolf-Steiner Schule in Dortmund, die ihr nicht nur emotionalen Support geben, sondern auch kniffelige Aufgaben für sie lösen und Fragen beantworten. Beim Escape Room der Stadt Dortmund setzen sich die Teilnehmenden an sechs Stationen mit den unterschiedlichen Berufsbildern der Stadt Dortmund auseinander und lernen beispielsweise das Jugendamt und das Umweltamt kennen. Die Schüler:innen fanden für „Lisa“ unter anderem heraus, wann die Bewerbungsfrist bei der Stadt endet und wie viel ein dualer Student dort verdient. 

Bei der virtuellen „Lisa“, die ganz digital mit den Jugendlichen über den Bildschirm kommuniziert, handelt es sich übrigens um Eileen Goerke, duale Studentin B.A. of Laws bei der Stadt Dortmund, die den Escape Room gemeinsam mit ihrem Kommilitonen Patrick Krakowiak entwickelt hat. Beide sind begeistert vom Einsatz der Schüler:innen und dem Teamwork der Truppe: „Es ist wirklich beeindruckend, wie schnell ihr die Rätsel durch gute Zusammenarbeit löst!“ Durch cleveres Kombinieren von Steckbriefpuzzeln und Knobeln beim Einstellungstest konnten die Schüler:innen schließlich alle Rätsel lösen. Im Anschluss wurden bei einem gemeinsamen Gespräch alle aufgekommenen Fragen beantwortet. „Ich fand den Escape Room sehr kreativ und es hat Spaß gemacht“, betont der 17-jährige Aaron.

Finde deinen Traumjob bei VIVAWEST!

Ob Maler:in und Lackierer:in, Elektroniker:in oder Fachkraft für Rohr-, Kanal und Industrieservice – VIVAWEST bildet in einer Vielzahl von Berufen aus. Im Rahmen der TalentTage Ruhr waren die Schüler:innen der Justus-Liebig-Sekundarschule aus Duisburg in der Ausbildungshalle des RHZ Handwerkszentrums von VIVAWEST zu Gast, um sich einige Berufe in der Praxis anzuschauen und möglicherweise ihren Traumberuf zu finden. Die 9.- und 10.-Klässler:innen probierten sich an unterschiedlichen Stationen aus und übten zu lackieren, zu tapezieren oder Rohre zu reinigen. Vasile findet es spannend „mit Kabeln zu arbeiten und alles zu verschrauben“ und ist an der Station „Elektroniker:in“ genau in seinem Element. Dilan freut sich besonders über die Station „Maler:in und Lackier:in“, da sie das Gelernte auch in ihrem Zimmer anwenden kann. So viele Eindrücke und Angebote motivieren zum Mitmachen! 

Lehrer Herr Erdogan schnappt sich einen Schutzanzug und packt selbst mit an: „Das ist alles so praxisnah!“ Stolz ist er auch auf seine Schüler:innen: „Alle haben so viel Spaß und machen super mit!“ Und: Hat jemand seinen Traumberuf gefunden? Zumindest haben die Schüler.innen realistische Eindrücke in unterschiedlichste Ausbildungsberufe erhalten und ein Schüler hat den Beruf Garten- und Landschaftsgärtner:in für sich entdeckt!


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