TalentTage Ruhr 2023 - 21. September

Die Stadtbibliothek erkunden, Schwarz und Weiß in einem ganz anderen Licht entdecken, Rhythmusgefühl üben und gegen das Vergessen ankämpfen!

Das magische Schwarz und das magische Weiß

Was macht echte Forscher:innen zu Forscher:innen? Ganz klar, der seriös wirkende weiße Kittel! Diesen erhielten heute auch die Kinder des Familienzentrums Conzeallee aus Haltern am See. Die jungen Wissenschaftler:innen nahmen während der TalentTage Ruhr an einem von Chemkom e.V. organisierten Workshop teil und führten unter der Anleitung von Frau Seidel und von Frau Dr. Siebrecht zwei Experimente durch. Zuerst wurden jedoch die wichtigsten Laborregeln besprochen: Nicht allein experimentieren, erst die Anleitung lesen und dann loslegen und – Schutzkleidung tragen! Ganz in weiß gingen die Forscher:innen der Frage auf den Grund, aus welchen Farben eigentlich Schwarz besteht. Dafür durften die Kinder mit einem schwarzen Stift auf Filterpapier malen, das anschließend in Wasser gelegt wurde. Und siehe da, die Farbe löste sich nach und nach in ihre Bestandteile auf und brachte Cyan, Magenta und Gelb zum Vorschein: magisch! Auch die weiße Milch wurde auf ihre Farben hin untersucht. Am Ende erhielt jedes der Kinder eine Urkunde sowie eine Pipette und ein Reagenzglas – auf dass es zu Hause weiter forschen möge!

Entdecke die Kinderbibliothek!

In ferne Länder oder andere Zeiten reisen, gegen Drachen kämpfen und unterschiedliche Berufe kennenlernen – in Bibliotheken stehen uns eine Vielzahl von Geschichten und Informationen bereit. Und das längst nicht mehr nur in Buchform! Die Stadtbibliothek Gelsenkirchen hat von Bilderbüchern über Tonies und TipToi-Stifte bis hin zu DVDs alles, was das Kinderherz begehrt. Die Gelegenheit, das breit gefächerte Sortiment zu erkunden und auszuprobieren, hatte heute die 1c der Maria-Kunigunda-Schule aus Essen. 23 Schüler:innen machten die Kinderbibliothek unsicher, sie malten, lasen und spielten Gesellschaftsspiele. Die 6-jährige Amy ist voll in ihrem Element: „Ich habe zu Hause auch ganz viele Bücher und finde sie toll! Man kann so viel aus ihnen lernen!“ 

Heute blättert sie interessiert in einem TipToi-Buch und informiert sich über Fußball. Ein besonderes Highlight ist der Green-Screen. Mit seiner Hilfe schlüpfen die Kinder in unterschiedliche Berufe und halten Fotos als Erinnerung fest. Natürlich wurde den Schüler:innen auch erklärt, wie sie sich unterschiedliche Medien in der Bibliothek ausleihen. Wir sind uns sicher: Der ein oder die andere wird zum Forschen und Entdecken wiederkommen.

Feel the groove

Die Sporthalle lädt sich energetisch auf und bebt, als 36 Kinder der Grundschule Haidekamp unter Leitung von Holger Heydt anfangen zu trommeln und laut zu klatschen. Sie nehmen heute an der Veranstaltung „Feel the groove“ des Projektes "ZUSI geht in die Grundschule" der Stadt Gelsenkirchen teil. Ausgestattet mit bunt verzierten Trommeln üben die Schüler:innen ihr Rhythmus- und Taktgefühl und powern sich gleichzeitig aus. Das gemeinsame musikalische Erleben soll sowohl das eigene Selbstbewusstsein als auch den Gruppenzusammenhalt fördern. „Musik verbindet, egal welche Sprache man spricht oder aus welcher Kultur man kommt“, weiß Lehrerin Silke Arnold. Ihr sei es wichtig, dass die Schüler:innem vor allen Dingen Spaß haben und die Erfahrung machen, dass sie etwas gut können. Mit dem Projekt "ZUSI geht in die Grundschule" wird die armutssensible Talent- und Potenzialförderung in allen Grundschulen in Gelsenkirchen-Ückendorf gestärkt. „Es geht dabei darum, Kinder durch zusätzliche Angebote zu fördern und Chancengerechtigkeit zu ermöglichen“, erläutert Jessica Stettius, Abteilungsleiterin Jugendhilfe der Stadt.

Mach dein ZINQ!

Wenn die Schüler:innen des Berufskollegs Dinslaken demnächst überall Dinge erkennen, die verzinkt sind, liegt das daran, dass sie heute bei der Veranstaltung „Mach dein ZINQ“ der ZINQ GmbH & Co. KG mit Hauptsitz in Gelsenkirchen waren. Autobahnbegrenzungen sind aus Zink, Ampelmasten sind aus Zink, Teile von Brücken sind aus Zink, „fast jeder zweite Gegenstand ist verzinkt“, berichtet Marius Mann, Leiter Personal.

Wie das Herstellungsverfahren dahinter ist, können die Schüler:innen live bei einer Führung durch die Produktionshallen erleben. Hier werden gerade LKW-Teile in einen Behälter voll flüssigem, 450 Grad heißem Zink versenkt. Dabei gibt es zwei, drei kleine Verpuffungen inklusive Knalleffekt, als Restfeuchtigkeit an den Teilen mit dem Zink in Berührung kommt. Elif findet das alles „sehr interessant“ und Amal fügt hinzu „Das alles mal real zu sehen ist richtig spannend.“

Der Prozess wurde ihnen vorher bereits vorgestellt, inklusive der Ausbildungsberufe, die ZINQ anbietet. Von besonderem Interesse war die Ausbildung zu Industriekaufleuten oder das duale Studium, da die Schüler:innen den Schwerpunkt Wirtschaft haben. „Heute wurde den Schüler:innen richtig gut verdeutlicht, dass es auch für kaufmännische Berufe wichtig ist, sich mit den Produkten des eigenen Unternehmens auszukennen, auch wenn es sich um Dinge wie Verzinkungen handelt“, freut sich Frank Piegsa, der die Klasse für diese Veranstaltung angemeldet hat. Marius Mann, der die Personalabteilung des Familienunternehmens leitet, steht Rede und Antwort: Welche Abteilungen werden in der kaufmännischen Ausbildung durchlaufen? Wird man auch im Ausland eingesetzt? Kann ein positiv verlaufendes Praktikum vielleicht auch zu einem direkten Ausbildungsangebot führen? „Auf jeden Fall! Wenn wir feststellen, dass jemand Interesse hat und sich gut anstellt, dann müssen auch die schulischen Leistungen nicht sehr gut sein. Wir wollen ja Menschen einstellen, da ist es wichtiger, dass sie zu uns und unseren Werten passen.“

 

ZWEITZEUGEN-Sonderveranstaltung im BVB-Lernzentrum

„Du wirst überleben und erzählen, was sie uns angetan haben“, wurde Erna de Vries von ihrer Mutter aufgetragen, als sie während des Zweiten Weltkriegs ins Konzentrationslager deportiert wurden. Und das hat Erna de Vries auch bis zu ihrem Tod vor zwei Jahren getan – unter anderem in Veranstaltungen des Vereins ZWEITZEUGEN.

Heute sitzt ihre Tochter, Ruth de Vries, im Rahmen der ZWEITZEUGEN-Sonderveranstaltung im BVB-Lernzentrum. Und mit ihr lauschen über 70 Schüler:innen des Gymnasiums Essen-Werden, des Cuno-Berufskollegs aus Hagen und der Elsa Brändström Realschule aus Essen sowie über 450 Schüler:innen, die sich digital zugeschaltet haben, der vorgetragenen Lebensgeschichte ihrer Mutter inklusive eingespielter O-Töne.

„Vielen Dank, dass Sie und Ihre Mutter uns an Ihrer Geschichte teilhaben lassen. Es war sehr mitreißend, interessant und traurig“, fangen alle Schüler:innen an, bevor sie Ruth de Vries im Anschluss an den Vortrag Fragen stellen dürfen: „Wie war es für Ihre Eltern damals weiter in Deutschland zu leben?“, „Wurden die Erlebnisse Ihrer Eltern unter Ihren Geschwistern thematisiert?“, „Haben die Erfahrungen Ihrer Mutter die Beziehung zu Ihnen beeinflusst?“ Das Interesse der Schüler:innen ist groß, die Fragen sind respektvoll gestellt, und so gibt Ruth de Vries gerne Auskunft. Ihre Mutter habe erst 1989 das erste Mal öffentlich über ihre Erfahrungen gesprochen, denn „es hat vorher niemand gefragt.“ Oder dass die Beziehung ihrer Mutter zu ihr sicherlich von dem Erlebten beeinflusst wurde. Beeindruckt sind alle Schüler:innen davon, wie die Familie mit ihren Gefühlen umgeht: „Meine Eltern haben nicht gehasst. Wohl verurteilt und auch nicht vergessen. Aber nicht gehasst“.

Zum Abschluss fragt Ruth-Anne Damm, Geschäftsführerin des ZWEITZEUGEN e.V., welchen Wunsch Ruth de Vries an die junge Generation hat. „Schaut nicht auf die Religion oder auf die Hautfarbe, sondern schaut euch den Menschen an“, wünscht sie sich. Und weiter: „Es ist wichtig, aufmerksam zu sein und sich auch mal einzumischen und nicht mitzumachen, wenn jemand ausgegrenzt wird. Seid ein bisschen mutig!“

 


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