TalentTage Ruhr 2023 - 22. September

Die Industrienatur erkunden, Hirnströme messen oder seiner Kreativität im Schreibworkshop freien Lauf lassen!

Industrienatur-Klassenzimmer - Natur und Kultur auf LVR-Industriemuseumsflächen erleben

Was bleibt, wenn der Mensch geht? Seit den 1960er-Jahren sind der Bergbau und die Stahl- und Eisenindustrie im Ruhrgebiet zurückgegangen, sodass große Industrieflächen brachlagen. Die Natur hat sich diese Gebiete nach und nach zurückerobert und einen ganz eigenen Erfahrungsraum geschaffen. Diesen erkundeten die 6.-Klässler:innen der Justus-von-Liebig-Schule in Duisburg im Rahmen der TalentTage Ruhr. Gemeinsam mit Umweltbildenden der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet sowie Mitarbeitenden des LVR-Industriemuseums entdeckten sie die Tier- und Pflanzenwelt der Industrienatur. Im grünen Klassenzimmer nahmen sie insbesondere die Insektenvielfalt der ehemaligen Industriefläche in Oberhausen unter die Lupe – und wurden erstaunlich fündig. Begeistert sammelten die Schüler:innen Kellerasseln, Regenwürmer, Schnecken, Wanzen und Tausendfüßler, um ihre Ergebnisse im Anschluss mit Kreide zu dokumentieren. „Es war schön, die Tiere aus der Nähe zu betrachten und zu erfahren, an welchen Orten sie sich am liebsten verstecken“, berichtet ein Schüler. Lehrerin Hatice Sari freut sich, dass die Jugendlichen einen Tag an der frischen Luft verbracht haben und so vieles über die Tier- und Pflanzenwelt erfahren durften.

Berufsorientierung: Von Schüler:innen zu Wegbereiter:innen in eine nachhaltige Welt

Die Schüler:innen der Gesamtschule Weierheide aus Oberhausen wurden heute mitgenommen auf eine Reise durch das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT in Oberhausen. Zunächst führte Dr. Joachim Danzig sie mit Begeisterung durch die Labore und erzählte von den jeweiligen Forschungsarbeiten des Instituts, wie z.B. die Untersuchung von LED-Beleuchtungssystemen für mehr Gesundheit. Er sei immer bemüht, alles so zu erklären, dass jede:r es verstehen könne, erzählt er im Gespräch. „Ich hoffe, es ist mir gelungen, euch die Angewandte Chemie etwas näher zu bringen“, schließt er seine Führung ab. Die Chemielehrerin Susanne Strauch ist sich da sicher. Sie freut sich, die Veranstaltung wahrgenommen zu haben: „Ich wollte schon immer hier eine Führung mitmachen!“

Im zweiten Teil der Veranstaltung erhielten die Schüler:innen praktische Einblicke in kaufmännische, handwerkliche und IT- Berufe und lernten unterschiedliche Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten kennen. Sie gehen Bestellprozesse exemplarisch durch und rätseln gemeinsam, wie wohl ein sicheres Passwort aussieht. „Kein Wort aus dem Wörterbuch verwenden!“, ist nur eines der Learnings. Susanne Strauch nimmt noch viele weitere Erkenntnisse mit: „Ich fand die Veranstaltung insgesamt sehr interessant“, resümiert sie.

Auf den Flügeln der Fantasie

„In Deutschland ist alles anders“, so beginnt der Brief des 15-jährigen Rabah. „Die Häuser sind anders, die Sprache ist anders – und lustig.“ Die Neuntklässer der Willy-Brandt-Gesamtschule in Bottrop haben die Aufgabe bekommen, sich vorzustellen, was sie einem Freund in einem Brief schreiben würden, der im Ausland lebt und sie in Deutschland besuchen möchte. Die Schüler:innen der integrativen Klasse nehmen im Rahmen der TalentTage Ruhr an einem Schreibworkshop der Autorin Minna McMaster teil. Rabah schreibt einem Freund in Marokko. Er hat keine Scheu davor, sich vor die Klasse zu stellen und vorzulesen, denn es gilt die Regel: Es wird nicht gelacht und jede:r wird mit Respekt behandelt. „Das Schreiben ist eine Ablenkung vom Alltag“, erklärt Klassenlehrerin Sonja Feldkamp und freut sich über die kreativen Geschichten ihrer Schüler:innen. Alle lassen sich auf die Aufgabe ein und gehen auch mit schwierigen Themen wie Träumen und Albträumen offen um.

Eine weitere Übung: Lügengeschichten schreiben. Eine ist wahr und zwei sind frei erfunden. Dabei bewiesen Schüler:innen Einfallsreichtum, sodass die Lügen von der Wahrheit kaum zu unterscheiden waren. 

Gearbeitet wurde beim Schreiben auch mit stilistischen Mitteln. Sie bauten Vergleiche, Metaphern, Ironie und Satire in ihre Texte ein und erörterten im Anschluss gemeinsam ihren Einsatz und ihre Wirkung.

„Mir hat es richtig Spaß gemacht und es ist mal etwas anderes als Unterricht“, freut sich Ronja, 14 Jahre alt. Sie habe privat bereits angefangen, ein erstes Buch zu schreiben und habe hierfür wertvolle Tipps von Minna McMaster erhalten: „Man soll den Gedanken freien Lauf lassen und alles erstmal aufschreiben.“

Die letzte Übung besteht darin, aus mehreren Gegenständen, wie beispielsweise einer Wasserflasche, einem Häkeldeckchen oder einer Puppe auszuwählen und eine Geschichte zu schreiben, in der dieser Gegenstand eine Rolle spielt.

Eine Arztpraxis mal anders: 1 Raum - 1 Erlebnis

Hirnströme messen, den eigenen Urin untersuchen oder den Umgang mit Spritzen erlernen – im Ärztlichen Zentrum in Bochum wurde den Schüler:innen der Erich Kästner-Schule heute einiges geboten. Interessierte der neunten und zehnten Klasse konnten im Rahmen der TalentTage Ruhr einen Tag lang hinter die Kulissen einer Arztpraxis blicken und selbst aktiv werden. Dabei lernten die Jugendlichen die Fachbereiche Kardiologie, Urologie, Proktologie und Neurologie kennen. Mit welchen Krankheitsbildern setzt sich der jeweilige Fachbereich auseinander und welche Behandlungsmethoden gibt es? So erfahren die Schüler:innen unter anderem, dass ein häufiges Leiden im Bereich Urologie Hämorriden sind. Im Anschluss übten sie den Blutdruck und Puls zu messen, Sonden zu legen oder zu pipettieren. „Besonders gut hat mir das Messen der Hirnströme und Nerven gefallen“, berichtet die 14-jährige Yasirah. Im letzten Jahr hat das Team um Birgit Wagener, Robert Seng und Dr. med. Rainer Brinkmann zum ersten Mal an der Veranstaltungsreihe teilgenommen. „Wir sind vor zwei Jahren übers Fernsehen auf die TalentTage Ruhr aufmerksam geworden“, erzählt eine der Arzthelferinnen. „Wir haben im letzten Jahr viel positives Feedback bekommen und freuen uns, auch in diesem Jahr unser Wissen weitergeben zu können.“


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