22.09.2022 - TalentTage Ruhr Tag 9

Über den Tellerrand blicken im Friedensdorf oder als Plastikpolizist:in die Welt retten

Kleine Plastikpolizist:innen

Im Familienzentrum Hugostraße in Gelsenkirchen wurden heute viele kleine Plastikpolizist:innen ausgebildet. Stolz hält Johann seine Urkunde in der Hand. Auf die Frage, was er heute gelernt hätte, antwortet er voller Überzeugung: „Dass Plastik nicht in die Natur gehört!“ Denn dann passiert das, was ihnen auf Bildern gezeigt wurde: ein Reh, das so aussieht, als würde es trinken, da es einen Wegwerf-Becker im Maul trägt oder eine Taube mit einem Plastikring als Halskette.

„Und wisst ihr, was ihr denen sagen könnt, die Plastik einfach so in die Natur werfen?“, will Romy Schneider wissen. „Plastik gehört in den Mülleimer!“, kommt es einstimmig zurück. Zuvor hatten die Kinder überlegt, worin Plastik alles vorkommt.

„Mein Lego und Duplo sind aus Plastik“, stellt Mohamad dabei fest. Und auch Barbies sind aus Plastik oder einige Spielzeugautos. „Aber eher aus gutem“, beruhigt Romy Scheider sie. Und dann wird aus einem mitgebrachten Müllberg fleißig sortiert, was eher zu gutem und was eher zu schlechtem Plastik gehört. Romy Schneider ist beeindruckt, dass die Maxikids sich so gut auskennen und auch schwierigere Gegenstände, wie z. B. die Zahnbürste oder Frischhaltefolie mühelos zuordnen können. Zum Schluss gibt es für jeden besondere Gummibärchen aus dem Unverpacktladen: aus Fruchtsaft und ohne Gelatine. „Lecker!“, sind sich alle einig.

Ein Tag im Friedensdorf: Blick über den Tellerrand

Im Friedensdorf in Oberhausen erhalten Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten wie Afghanistan, Angola und dem Kaukasus medizinische Versorgung. Sie können in einer geschützten Umgebung zu Kräften kommen, bevor sie in ihre Heimat zurückkehren. Einigen Kindern sieht man die Verwundung kaum an, andere haben offensichtliche Verbrennungen oder sitzen im Rollstuhl. Doch das Friedensdorf ist kein bedrückender Ort – hier gibt es viel Grün, alles es ist bunt und freundlich, es gibt einen Sport- und einen Spielplatz und heute sogar Sonnenschein. Die Kinder des Friedensdorf spielen draußen mit den Schüler:innen der Gesamtschule Weierheide Fußball oder flechten Armbänder. Im Rahmen der TalentTage Ruhr verbringen die Jugendlichen einen Tag im Friedensdorf und lernen das Tätigkeitsfeld und die Bedeutung der Sozialen Arbeit kennen.

 

Die Schüler:innen bekommen eine Führung, können ihre Fragen stellen und erleben den Arbeitsalltag eines Sozialarbeiters hautnah mit. Berührungsängste gibt es kaum welche, nur einige Überraschungen: „Ich habe mit den Kindern Fußball gespielt und war erstaunt, dass alle so gut waren. Ich war vier Jahre lang im Verein und die Kinder haben besser gespielt als ich“, berichtet eine Schülerin. Auch die guten Deutschkenntnisse einiger Kinder überrascht die Schüler:innen. „Die Kinder sind hier lange Zeit im Krankenhaus und lernen während dieser Zeit Deutsch“, erklärt Jonas Bellingröhr vom Friedensdorf Bildungswerk. 

Er erzählt von seiner Arbeit, den Erfahrungen, die er im Friedensdorf gemacht hat, und all den Dingen, die er gelernt hat: „Wenn die Kinder hier ankommen, nehmen sie oft Essen mit aus dem Speisesaal und verstecken es unter ihren Kopfkissen, weil sie es ihrer Familie mitbringen möchten. Diese uneigennützige Denkweise und der Wunsch, sich um seine Liebsten zu kümmern ist eine Sache, die die Kinder aus dem Friedensdorf uns vorleben und die wir super gerne weitergeben möchten.“

Spielerisch erste Schritte der Computerprogrammierung lernen

Vom Spielzeug- bis zum Staubsaugerroboter – ein bisschen Vorwissen bringen die Schüler:innen der Grundschule am Dichterviertel Mülheim mit. Einen Roboter programmiert, hatten sie bis zum heutigen Tage aber noch nicht. Die Erstklässler:innen nahmen an einem Angebot der Junior-Uni Ruhr teil und lernten im Zuge dessen den kleinen Roboter Tiny kennen. Die 6-Jährigen steuerten Tiny mithilfe einfacher Befehle durch einen Parcours, trainierten dabei ihr logisches Denken und übten spielerisch erste Schritte der Computerprogrammierung: „Welcher Befehl muss zuerst gegeben werden?“, „Was ist eine Wiederholungsschleife?“ und „Warum fährt Tiny jetzt gegen die Wand?“ waren nur einige der Fragen, die beim Tüfteln aufkamen. Die Kinder hatten viel Spaß sich auszuprobieren und widmeten sich konzentriert ihrer Mission. Nur der Trennungsschmerz war am Ende groß, denn alle hätten ihren Tiny gerne mit nach Hause genommen.

 


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